Achillessehnen-Tendinopathie ist eine der häufigsten Verletzungen bei aktiven Menschen, insbesondere Läufern und Sportlern. Diese schmerzhafte Erkrankung betrifft die Achillessehne – die stärkste Sehne im menschlichen Körper – und kann zu erheblichen Einschränkungen in der Bewegung und im Alltag führen. In diesem Artikel möchten wir Ihnen helfen, die Ursachen besser zu verstehen und effektive Behandlungs- und Selbstmanagementstrategien vorzustellen. Mit einem guten Plan können Sie Ihre Genesung aktiv unterstützen und zukünftigen Problemen vorbeugen.
Was ist eine Achillessehnen-Tendinopathie?
Die Achillessehne verbindet die Wadenmuskulatur (den Musculus triceps surae) mit dem Fersenbein (Calcaneus) und ermöglicht so das Abrollen des Fußes beim Gehen, Laufen oder Springen. Diese Sehne ist extremen Belastungen ausgesetzt – beim Laufen wirken das 5- bis 7-fache des Körpergewichts, beim einbeinigen Springen sogar bis zum 9-fachen. Wenn die Sehne überlastet wird und nicht genügend Erholungszeit bekommt, kann eine sogenannte Achillessehnen-Tendinopathie entstehen.
Eine Tendinopathie zeichnet sich durch Mikroverletzungen und eine Degeneration der Sehnenstruktur aus, was zu Schmerzen, Verdickung der Sehne und Funktionsverlust führen kann. Wichtig zu wissen: Es handelt sich in der Regel nicht um eine Entzündung, weshalb der Begriff „Tendinitis“ nicht zutreffend ist.
Symptome und Diagnose
Typische Symptome einer Achillessehnen-Tendinopathie sind:
- Lokale Schmerzen an der Sehne, besonders morgens und bei Belastung.
- Sehnensteifigkeit, die sich durch Bewegung bessert.
- Schwellung oder Verdickung der Sehne.
Die Tendinopathie wird in zwei Hauptformen unterteilt:
- Midportion-Tendinopathie: Die häufigere Form tritt im mittleren Abschnitt der Sehne, etwa 2-6 cm oberhalb des Fersenbeins, auf.
- Insertionstendinopathie: Schmerzen treten an der Ansatzstelle der Sehne am Fersenbein auf.
Zur Diagnose verwendet der Physiotherapeut klinische Tests wie den Royal London Hospital Test oder das Arc-Sign, die eine Verdickung oder schmerzhafte Stellen an der Sehne identifizieren können. Diese Tests haben jedoch eine begrenzte Aussagekraft und werden oft durch die Erhebung von Symptomen und Funktionsbewertungen ergänzt.
Risikofaktoren und Ursachen
Es gibt mehrere Faktoren, die das Risiko einer Achillessehnen-Tendinopathie erhöhen:
- Überlastung und mangelnde Erholung: Besonders bei Sportlern führt eine plötzliche Erhöhung der Trainingsintensität oder des Trainingsumfangs häufig zu Sehnenschäden.
- Anatomische Probleme: Fehlstellungen im Fuß, wie übermäßige Pronation (Einwärtsdrehen des Fußes), können die Sehne zusätzlich belasten.
- Schwache Wadenmuskulatur oder Defizite in der neuromuskulären Kontrolle: Wenn die Wadenmuskeln nicht stark genug sind, um die Belastungen zu kompensieren, leidet die Sehne.
Behandlung und Selbstmanagement
Die gute Nachricht ist: Eine Achillessehnen-Tendinopathie lässt sich gut behandeln – vor allem durch gezieltes Training und eine Anpassung der Belastung. Hier sind die wichtigsten Schritte zur Genesung:
1. Aktives Training: Der Schlüssel zur Heilung
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass aktive Übungen die effektivste Behandlungsmethode sind. Diese Übungen helfen, die Sehne mechanisch zu belasten und so den Umbau des Gewebes zu fördern, Schmerzen zu lindern und die Kraft und Funktion der Wadenmuskulatur zu verbessern.
Exzentrisches Training, bei dem die Sehne während der Dehnung belastet wird, ist besonders wirksam. Ein bekanntes Programm ist das Alfredson-Programm, bei dem der Patient auf die Zehenspitzen geht und langsam wieder in die Ausgangsposition zurückkehrt. Alternativ können auch Programme wie das Silbernagel-Programm oder Heavy Slow Resistance Training (HSRT) verwendet werden, die ebenfalls gute Ergebnisse liefern.
Hier ein Beispiel für eine Trainingsroutine:
- Zweibeiniges Fersenheben (3×10-15 Wiederholungen)
- Einbeiniges Fersenheben (3×10 Wiederholungen)
- Sitzendes Fersenheben (3×10 Wiederholungen)
Diese Übungen sollten idealerweise täglich durchgeführt werden. Wichtig ist, dass leichte Schmerzen während der Übungen (auf einer Skala von 1 bis 10, etwa 4) akzeptabel sind. Solange sich der Schmerz innerhalb von 24 Stunden wieder reduziert, gilt das Training als sicher.
2. Belastungssteuerung und Erholung
Die Balance zwischen Belastung und Erholung ist entscheidend. Viele Patienten neigen dazu, entweder zu wenig oder zu viel zu trainieren. Ziel ist es, die Sehne schrittweise wieder an Belastungen zu gewöhnen, ohne sie zu überfordern. Verwenden Sie Hilfsmittel wie Schrittzähler oder Trainingsapps, um Ihre Fortschritte zu überwachen und die Belastung langsam zu steigern.
Patienten sollten wissen, dass es ein langer Prozess ist. Rückschläge und sogenannte Flare-ups (Schmerzschübe) können vorkommen und sind Teil des Heilungsprozesses. Lassen Sie sich davon nicht entmutigen – Geduld und Kontinuität sind der Schlüssel.
3. Zusätzliche Maßnahmen
Falls das aktive Training alleine nicht ausreichend hilft, gibt es weitere unterstützende Maßnahmen:
- Stoßwellentherapie: Kann kurzfristig zur Schmerzlinderung beitragen.
- Fersenerhöhungen und Orthesen: Diese können die Belastung auf die Sehne verringern, bieten jedoch nur bei wenigen Patienten eine langfristige Lösung.
- Akupunktur oder Taping: Kann helfen, Schmerzen zu lindern, wird aber in der Regel nur als ergänzende Behandlung eingesetzt.
Wie geht es weiter?
Die Rehabilitation einer Achillessehnen-Tendinopathie ist ein langsamer Prozess, der oft mehrere Monate dauern kann. Es ist wichtig, realistische Erwartungen zu haben und sich auf langfristige Fortschritte zu konzentrieren. Physiotherapie in Kombination mit einem gut strukturierten Heimübungsprogramm und einem klaren Verständnis der eigenen Belastungsgrenzen ist der beste Weg zur Genesung.
Mit einem Belastungsmanagement und einem progressiven Trainingsansatz können die meisten Patienten eine vollständige Erholung erreichen und zu ihrem gewohnten Aktivitätsniveau zurückkehren. Denken Sie daran: Die beste Behandlung ist Vorbeugung. Achten Sie darauf, Überlastung zu vermeiden, Ihrer Sehne genügend Erholungszeit zu geben und regelmäßig Ihre Muskulatur zu stärken.
Fazit
Eine Achillessehnen-Tendinopathie kann schmerzhaft und frustrierend sein, aber mit der richtigen Behandlung und Geduld ist eine vollständige Genesung möglich. Gezielte Übungen, eine Anpassung der Belastung und das Verständnis, wie die Sehne auf Training reagiert, sind entscheidend für den Erfolg. Bleiben Sie motiviert, arbeiten Sie eng mit Ihrem Physiotherapeuten zusammen und lassen Sie sich nicht von Rückschlägen entmutigen. Mit einem klaren Plan können Sie Ihre Achillessehne wieder stark und belastbar machen.